Eine gestickte Geschichte des Krieges
Mein Name ist Camila Miranda. Ich entwerfe tragbare Kunst, handgemachte Einzelstücke, Collagen und gestickte Geschichten.
Die Geschichte, die ich Euch erzählen möchte, handelt von Krieg, Frieden und dem Land des magischen Realismus. In diesem Land flattern verzauberte, gelbe Schmetterlinge über Flüsse roten Bluts. Es ist das Land der 1900 Tier- und Pflanzenarten; das Land in dem seit 50 Jahren Krieg herrscht.
Ich wurde 1988 in Bogotá geboren. Ich sah den Krieg, der sich vor meiner Tür abspielte, hauptsächlich im Fernsehen. Immer wieder hörte ich Horror-Stories über die Guerilla, eine bewaffnete Gruppierung, die Unschuldige mitten in der Nacht überfiel und tötete. Sie dominierte die Tagesnachrichten, in denen Bilder von zerstörten Dörfern und haufenweise Toten gezeigt wurden. Damals wusste ich noch nichts über die Komplexität, die hinter den bewaffneten Konflikten steckte. Ich wusste nicht, dass es die Narco-Regierung und ihren korrupten Paramilitärs waren, die ich fürchten musste; dass sie verantwortlich wareb für die Blutbäder, die seit einem halben Jahrhundert dieses Land prägen.
Auch heute hat sich daran nichts geändert. Tatsächlich ist es sogar schlimmer geworden. Nach Jahre der Verhandlungen, des Verrats, und der Sabotage des Friedensprozesses, ist das Einzige, was die Menschen dieses Landes fordern, ein Leben in Würde und mit ausreichender Bildung, mit Perspektiven und einer Chance auf Gerechtigkeit. Sie träumen davon, dies ohne gefährliche Konsequenzen und Zensur fordern zu können. Doch abermals werden sie brutal und erbarmungslos niedergeschlagen. Zwischen den staatlichen Repressionen und dem in unnahbare Ferne gerückten Traum von einem heilenden Land steht eine ganze Generation aufrechter, wehrhafter und lauter Menschen mit starken Argumenten. Es sind die kreativen Jungen, die nicht aufgeben wollen. Sie sind eine wahre Inspiration. Sie zeigen was es heißt, füreinander da zu sein. Danke
Meine Entwürfe für Art of Broken Pieces widme ich all denen, die noch immer aufrecht stehen, um Widerstand zu leisten. Und ich widme es denen, die zum Schweigen gebracht wurden; den Anführern der Bewegung, den Indigenen und der schwarzen Community. Den 6402 die verschwanden und ihren Familien, die noch immer nach ihnen suchen. Ich widme sie denen, die mit Nichts in ihren Händen fliehen mussten und ich widme sie denen, die noch immer an Frieden, ein Ende des immer Gleichen, an Wiedergutmachung, Erinnerung und an die Wahrheit glauben.
„Wenn wir schweigen, werden sie uns töten. Wenn wir sprechen, werden sie uns töten. Also sprechen wir.“ Cristina Taquinas Bautista, Anführerin der indigenen Bewegung, getötet am 29. Oktober 2019, zwei Wochen, nachdem sie diese Sätze sprach.
IG: camilamirandafashion / catmilami